Fortbildungsquote in Praxen und MVZ bei bis zu 87 Prozent // Im Schnitt über 4.200 Euro Qualifizierungskosten pro Versorgungseinrichtung // Personalmangel limitierender Faktor
Fortbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen haben in den Einrichtungen der vertragsärztlichen Versorgung eine hohe Priorität. Sie werden von den Praxen und Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) fest eingeplant und von den Mitarbeitenden explizit gefordert. In 68 Prozent der Praxen und 87 Prozent der MVZ haben nichtärztliche Mitarbeitende 2022 an Fortbildungen oder anderen Qualifizierungsmaßnahmen teilgenommen. Dabei sind durchschnittlich 4,6 Fortbildungen oder Qualifizierungen je Praxis und 9,3 je MVZ wahrgenommen worden. Die von den Praxen und MVZ getragenen Gebühren und sonstigen Kosten beliefen sich 2022 auf durchschnittlich 814 Euro pro Qualifizierungsmaßnahme. Einrichtungen der vertragsärztlichen Versorgung haben damit durchschnittlich 4.233 Euro für Fortbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen ihrer Mitarbeitenden aufgewendet.
Für etwa die Hälfte der Praxen und MVZ, in denen die nicht-ärztlichen Mitarbeitenden nicht fortgebildet wurden, kann für das Jahr 2022 eine mangelnde Deckung des Bedarfs an Fortbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen festgehalten werden. Insbesondere personelle Engpässe erschweren die Wahrnehmung von Fortbildungen in Praxen und MVZ. In den Praxen sind es vor allem Einwände der Mitarbeitenden, in den MVZ hingegen die hohe Mitarbeiterfluktuation, die dazu beitragen, dass das Fortbildungs- und Qualifizierungspotenzial in der vertragsärztlichen Versorgung nicht voll ausgeschöpft ist. Etwas mehr als ein Fünftel der Qualifizierungsmaßnahmen ging zudem mit einer Gehaltserhöhung einher. Größtenteils ist die für die Qualifizierungsmaßnahmen aufgewendete Zeit als reguläre Arbeitszeit angerechnet oder den Mitarbeitenden dafür Bildungs- oder Sonderurlaub gewährt worden.
Das sind die zentralen Ergebnisse einer aktuell vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) veröffentlichten Umfrage zur „Fortbildung und Qualifizierung der nichtärztlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der vertragsärztlichen Versorgung“.
„Die mahnenden Stimmen, dass unser Gesundheitssystem insgesamt von einem massiven Fachkräftemangel betroffen ist, verbunden mit unabsehbaren Risiken für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung, werden immer vernehmlicher. Im Alltag niedergelassener Ärztinnen und Ärzte ist diese Mangelwirtschaft längst angekommen. Obwohl die Praxen medizinische Fachangestellte ausbilden, suchen sie zunehmend nach qualifiziertem nichtärztlichem Personal – immer häufiger ohne Erfolg. Dazu passt, dass auch intensive Fortbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen in den Praxen, oft verbunden mit Gehaltserhöhungen, immer seltener zu einer nachhaltigen Personalbindung führen. Die Fluktuation steigt immer weiter an. Neben der angespannten Personalsituation sind Probleme bei der Besetzung von Ausbildungsstellen mit geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern dann auch ein Hauptgrund dafür, warum die Fortbildungs- und Qualifizierungsquote in den Praxen stagniert“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.
Die Umfrage erfolgte per Online-Fragebogen im Rahmen der jährlichen Erhebung des Zi-Praxis-Panels 2022 und des Zi-MVZ-Panels 2023. Diese fanden zwischen dem 10. Februar 2023 und dem 31. Mai 2023 (Zi-Praxis-Panel) bzw. dem 1. März und dem 30. Juni 2023 (Zi-MVZ-Panel) statt. An der Erhebung teilgenommen haben 3.192 Praxen und 393 MVZ, insgesamt also 3.585 Einrichtungen der vertragsärztlichen und -psychotherapeutischen Versorgung. In die Auswertungen sind 2.959 Beobachtungen (2.590 Praxen und 369 MVZ) aus dem hausärztlichen und fachärztlichen Versorgungsbereich eingeflossen. Für die Einrichtungen, deren nichtärztliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Jahr 2022 an Fortbildungen oder anderen Qualifizierungsmaßnahmen teilgenommen haben, konnten Angaben in Bezug auf 3.041 Qualifizierungsmaßnahmen ausgewertet werden.
Das Zi-Paper „Fortbildung und Qualifizierung der nichtärztlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der vertragsärztlichen Versorgung“ steht zum Download bereit.
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