SmED (Strukturierte medizinische Ersteinschätzung in Deutschland) ist eine Software, die durch gezielte und strukturierte Fragen eine fundierte Empfehlung zur Behandlungsdringlichkeit und zum geeigneten Behandlungsort ermöglicht. Dies unterstützt Anwender:innen oder Patient:innen bei der Entscheidungsfindung bezüglich der optimalen Versorgungsmöglichkeiten in Akut- und Notfällen. Der Abfrageprozess von SmED erfasst systematisch Symptome (Haupt- und Nebenbeschwerden), Krankheitsbilder, Vorerkrankungen sowie Risikofaktoren (sogenannte „Red Flags“). Auf dieser Basis generiert das System eine Empfehlung hinsichtlich der Versorgungsdringlichkeit des geeigneten Behandlungsortes und ggf. notwendiger Ressourcen oder Kompetenzen, die als Entscheidungsgrundlage für die weitere Zuweisung oder Behandlung dient. Darüber hinaus bietet SmED die Möglichkeit, Hinweise zur Selbstbehandlung bis zum ärztlichen Kontakt anzuzeigen.
SmED basiert auf dem evidenzbasierten Swiss Medical Assessment System (SMASS), das in der Schweiz seit mehreren Jahren erfolgreich implementiert und eingesetzt wird und ist somit eine Weiterentwicklung der Software SMASS für die Anwendung in Deutschland. Hersteller der Software ist die in4medicine AG mit Sitz in Bern; der Import in die Europäische Union sowie die Bereitstellung außerhalb des KV-Systems erfolgen durch die Health Care Quality Systems (HCQS) GmbH mit Sitz in Göttingen. Gemäß der Medical Device Regulation (MDR) ist SmED ein Medizinprodukt der Klasse IIb.
SmED 116117
SmED wird seit 2020 bei den Kassenärztlichen Vereinigungen unter der bundeseinheitlichen Rufnummer 116117 eingesetzt. Nach einem initialen Ausschluss von Notfallleitsymptomen, die eine Notfallbehandlung durch Rettungsdienst und Notaufnahme erfordern, wird den Patient:innen anhand der Abfrage eine Versorgungsebene und Versorgungsdringlichkeit zugewiesen. Anhand dieser steuern die Mitarbeiter:innen die Patient:innen in eine geeignete Versorgungseinrichtung. Diese kann auch eine Telekonsultation mit den diensthabenden Ärzt:innen bei der KV sein.
Die Mitarbeiter:innen der 116117 Servicezentralen haben mittels einer PIN auch Zugriff auf die initial durchgeführte Selbsteinschätzung (SmED Patient) und können so den begonnenen Fall schnittstellenarm weiterbearbeiten.
Statistiken zur Nutzung von SmED bei den Kassenärztlichen Vereinigungen finden Sie auch auf unserem SmED-Dashboard.
SmED Patient
SmED Patient ist eine Konfiguration von SmED zur Selbsteinschätzung. Es kann als digitale Ergänzung Hilfesuchende dabei unterstützen, einen passenden Ansprechpartner:in zur Behandlung der Beschwerden zu finden. Die Abfrage von SmED Patient erfolgt via Chatbot und beginnt neben den Patientenmerkmalen stets mit der Abfrage, ob eine unmittelbar lebensbedrohliche Situation vorliegt. Anschließend werden die Nutzer:innen vollständig zu ihrem Beschwerdebild befragt. Am Ende des Befragungsprozesses wird eine Ersteinschätzungsempfehlung generiert.
Auf der anschließenden Zielseite werden die individuellen Angebote der KVen angezeigt. Dazu gehören die Arztsuche, die Suche nach Bereitschaftspraxen, die Terminvereinbarung über den e-Terminservice (eTS), die Rufnummer 116117 und die Empfehlung, die 112 zu wählen.
Zur Selbsteinschätzung gelangen Sie hier.
SmED Notdienstpraxis
SmED kann in Notdienstpraxen der Kassenärztlichen Vereinigungen eingesetzt werden, um den Fachkräften eine standardisierte Einschätzung zum Patient:innenzustand zu ermöglichen und somit zu einer effektiven Steuerung beizutragen. Insbesondere können Notfälle direkt am Tresen standardisiert erkannt werden und somit Patient:innen unverzüglich in die Notaufnahme gesteuert werden. SmED kann darüber hinaus dazu dienen, Patient:innen zu identifizieren, die nicht in der Notdienstpraxis versorgt werden müssen und in die ambulante Regelversorgung gesteuert werden können. Somit kann SmED zu einer Entlastung der Notdienstpraxen beitragen.
Weitere Einsatzmöglichkeiten von SmED
SmED bietet Krankenhäusern, Arztpraxen, medizinischen Leitstellen, Hausnotruf und Rettungsdiensten die Möglichkeit, unter Nutzung eines als Medizinprodukt zertifizierten Ersteinschätzungsinstrumens die Patient:innensteuerung zu optimieren. So können Notaufnahmen Schnittstellen zur vertragsärztlichen Versorgung aufbauen und so weniger dringlichen Fällen eine Versorgung außerhalb des Krankenhauses ermöglichen. Im Rettungsdienst kann SmED dazu beitragen, nicht notwendige Krankenhaustransporte zu verhindern und den Patient:innen ein Angebot für eine Versorgung im ambulanten Sektor anzubieten.
Die Bereitstellung von SmED für Einrichtungen der Kassenärztlichen Vereinigungen erfolgt durch das Zi. Für alle anderen Einrichtungen erfolgt die Bereitstellung von SmED durch die HCQS (Health Care Quality Systems GmbH).
Bei Interesse oder Fragen wenden Sie sich an info[@]hcqs[.]de.