Schnittstelle für die gegenseitige digitale Fallweitergabe zwischen 116117 und 112

Das Zi hat die Famedly GmbH beauftragt, aufbauend auf der Spezifikation des TI-Messengers und in Zusammenarbeit mit interessierten Herstellern von Leitstellensoftware, eine Schnittstellenspezifikation für die kurzfristige Umsetzung eines herstellerunabhängigen, bundesweit skalierbaren digitalen Fallaustausches zwischen 116117 und 112 zu erstellen und testweise für Labortests und Pilotanwendungen zu implementieren.

Mit dem Konzept soll ermöglicht werden, dass sich vorher unbekannte Leitstellen Einsätze austauschen können und gleichzeitig die Basis geschaffen werden, um weitere Einrichtungen und Szenarien abzubilden. Dabei kann die bestehende Einsatzdatenaustausch-API verwendet werden (sog. UCRI-Schnittstelle).

Fälle sollen in digital beide Richtungen ausgetauscht werden können: Notfälle sollen schneller von der 116117 an die 112 abgegeben werden und Akutfälle leichter von der 112 an die 116117. 

Eine Anbindung wird für alle Leitstellensoftwarehersteller offen und technisch möglich sein.

Aspekte der Umsetzungsstrategie kompakt

  • Das Konzept nutzt den im Rettungswesen verbreiteten UCRI-Standard, wobei hier insbesondere die Strukturierung der zu übergebenden Daten Eingang findet.
  • Ergänzt wird eine sichere, authentifizierte (ID-Management) Ende-zu-Ende verschlüsselte Kommunikation über Internet per Matrix-Protokoll.
    • Damit werden bisherige 1:1 Übermittlungen, die jeweils spezifische herstellerabhängige technische Anforderungen beinhalteten, durch eine offene Lösung ersetzt.
  • Für Datenformate und Elemente wird FHIR (Fast Healthcare Interoperability Resources) als übergreifender Standard verwendet. Beide Standards (Matrix und FHIR) werden zukünftig im deutschen Gesundheitswesen unter der gematik Spezifikation TI-Messenger eingesetzt.
Der Fallaustausch ist in beide Richtungen möglich

Exemplarischer Ablauf

Aktuelles

Stand März 2024:

Die Famedly GmbH hat die Authentifizierung beim Software-Konnektor von BasicAuth auf JSON Web Token umgestellt, um vollständig UCRI-konform zu bleiben. Der Software-Konnektor ermöglicht einen Verbindungsaufbau mit der annehmenden Stelle und die Übergabe der Daten im UCRI-Standard an den Matrix-Server bzw. das Abholen der Daten vom Matrix-Server durch die übernehmende Stelle. 
Im Rahmen eines Pilotprojekts in Bremen/Bremerhaven wurde der erste Ende-zu-Ende-Test erfolgreich zwischen den beteiligten Softwareherstellern durchgeführt. In den nächsten Monaten erfolgt das Deployment der benötigten Systeme in die KV und die Leitstelle. Für die KV wurde durch das Zi eine Software zur Einsatzweitergabe mittels UCRI entwickelt. Der Client kann unabhängig von den vorhandenen ELS-/PVS-/KIS-Systemen für eine UCRI-konforme digitale Fallweitergabe genutzt werden. Das Pilotprojekt in Schleswig-Holstein hat sich aufgrund personeller Engpässe verzögert, nimmt jetzt aber wieder Fahrt auf.  

Stand Juni 2023:

Famedly hat die Testumgebung für den Test des Datenaustauschs über die Schnittstelle fertiggestellt. Es laufen erste Tests mit den an der Pilotstudie beteiligten Einrichtungen. Zukünftig soll es allen interessierten KVen/Leitstellen/Leitstellensoftwareanbietern möglich sein, die Testumgebung zu nutzen. Bitte melden Sie sich bei uns bei Interesse an einem Zugang zur Testumgebung. Parallel dazu erarbeiten die an der Pilotstudie beteiligten Einrichtungen die zur Anbindung an die Schnittstelle notwendigen Dokumente, insbesondere Vereinbarungen zur Aufnahme in das Verzeichnis und zum Datenaustausch zwischen KV und Rettungsstelle (datenschutzrechtliche Aspekte und Spezifizierung der Daten). Die finalen Dokumente werden zukünftig als Vorlagen zur Verfügung gestellt. Ab September 2023 ist der Live-Einsatz im Rahmen der Pilotstudie geplant. Über deren Verlauf und die resultierenden Erkenntnisse werden wir berichten.

Experteninfos

Die API-Spezifikation für die Schnittstelle ist bereits auf GitLab frei abrufbar. Nach Abschluss der Entwicklung wird auch eine Testumgebung für den Test des Datenaustauschs über die Schnittstelle bereitgestellt.

Kontakt

Bei Rückfragen wenden Sie sich gerne an

Projektmanagerin

Beate Zoch-Lesniak

Projektleiter

Dr. Lars E. Kroll