Projektbeschreibung
Die Kosten von ärztlich verordneten Arznei- und Verbandmitteln sind auf Grund des Einflusses auf die Gesamtkosten der medizinischen Versorgung in Deutschland Gegenstand von Prüfung- und Regulierung. Die bisher eingesetzten Verfahren sind jedoch bundesweit in die Kritik geraten, u.a. weil Praxen mit breitem Versorgungspektrum benachteiligt, sowie insbesondere teure Medikamente aufgrund von Angst vor Regressen nicht verordnet werden oder für deren Verordnung an Fachärzte überwiesen wird. Dies kann die Patientensicherheit gefährden. Eine transparente und effektive Steuerung ist folglich ein unerlässliches Ziel, um sowohl die Über- als auch Unterversorgung zu verhindern und zugleich die Therapiefreiheit der Vertragsärzte aufrechtzuerhalten.
Im Projekt WirtMed wurden deshalb neue Verfahren entwickelt und erprobt, mit denen die Kassenärztlichen Vereinigungen und die gesetzlichen Krankenkassen zukünftig die Wirtschaftlichkeit und Qualität von Arzneimittelverordnungen prüfen und sinnvoll steuern können. In fünf Teilprojekten wurden verschiedene Aspekte der Verordnung und ihrer Steuerung untersucht, überwiegend an Routinedaten von Krankenkassen und Kassenärztlichen Vereinigungen, sowie Strategien zur Verbesserung der Steuerungsinstrumente entwickelt.
Methodik
Es wurde untersucht, wie bisherige Steuerungsinstrumente das Verordnungsgeschehen beeinflussen. Mittels Diffusionsanalysen wurden Verordnungsmuster für sogenannte Tracer-Medikamente analysiert - teure Wirkstoffe, deren Zusatznutzen und Langzeitwirkung noch nicht ausreichend belegt werden konnten. Die Diffusion dieser Verordnungen in der Versorgung wurde ausgehend von den Erstverordnungen für Patienten anhand netzwerkanalytischer Methoden, mithilfe der Routinedaten der Krankenkassen, untersucht. Des Weiteren wurde die Wirkung der bayerischen Wirkstoffvereinbarung in einem längsschnittlichen Vergleich vor und nach Einführung untersucht sowie parallel mit der Wirkung der bestehenden Prüfvereinbarung der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen verglichen (querschnittlich). Dazu wurden Routinedaten dieser Kassenärztlichen Vereinigungen mit unterschiedlichen Methoden (z.B. Strukturbruchmodell) ausgewertet, methodische Ansatz des Strukturbruchmodells genutzt. Neben dem konkreten Verordnungsverhalten wurde mittels Befragung auch untersucht, wie niedergelassene Vertragsärzte die Regelungen wahrnahmen und umsetzten sowie welche Schwierigkeiten sie sahen. Schließlich wurden Strategien des sogenannten „Profiling“ entwickelt. Die Methode des Profiling wurde international bisher vor allem zur Untersuchung der Krankenhaussterblichkeit eingesetzt. In WirtMed wurde sie angepasst, um neue Auswertungsstrategien bezüglich des wirtschaftlichen und qualitativen Verordnens zu entwickeln.
Ergebnisse und Ausblick
Aus den Ergebnissen des Projekts lassen sich Erkenntnisse über Faktoren gewinnen, die das ärztliche Verordnungsverhalten und somit auch die Verordnungskosten beeinflussen. Zudem wurden verschiedene Verfahren entwickelt und erprobt, die zukünftige Analysen im Themenbereich Wirtschaftlichkeit bei Arzneimittelverordnung bereichern können. Diese werden in Form einer methodischen „Toolbox“ zur Verfügung gestellt.
Projektlaufzeit
01.04.2018 - 30.03.2021
Förderung
Das WirtMed -Projekt war ein durch den Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G- BA) gefördertes wissenschaftliches Forschungsprojekt.