Notfall: Patienten helfen, die richtige Versorgung zu finden
Wohin gehe ich, wenn ich einen Arzt brauche? Patienten beantworten sich diese Frage viel zu oft mit: ins Krankenhaus. Die Antwort liegt aus Patientensicht zwar häufig nahe, ist in vielen Fällen aber nicht der beste Weg, den ein Patient wählen kann. Vor diesem Hintergrund beauftragte das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) das Göttinger aQua-Institut mit der Erstellung eines Konzepts, wie Patienten gezielt in die für sie geeignete Versorgung gesteuert werden können. „Das Zi gibt damit einen wissenschaftlich fundierten Anstoß, wie Fehlentwicklungen in der Notfallversorgung abgefangen werden können", sagt Dr. Dominik von Stillfried, Geschäftsführer des Zi.
Wenn Patienten in der Notaufnahme eines Krankenhauses erscheinen, sollen – laut dem aQua-Konzept – hierfür qualifizierte Pflegekräfte anhand eines standardisierten Verfahrens eine Ersteinschätzung vornehmen. Die Ersteinschätzung ermöglicht eine zuverlässige Einordnung, bei der insbesondere schwere Erkrankungen und Verletzungen sicher erkannt bzw. ausgeschlossen werden können. Im Anschluss verbleiben die Patienten entweder im Krankenhaus oder werden in die ambulante Versorgung weitergeleitet.
Idealerweise wenden sich die Patienten bereits bevor sie sich auf den Weg machen telefonisch an die bundesweit geltende Nummer für den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter 116117. Auch hier kann mit gezielten Fragen eine Ersteinschätzung vorgenommen und damit die beste Versorgung gefunden werden. Um einen maßgeblichen Einfluss auf die Patientenströme zu haben, müsste die Bekanntheit der Nummer allerdings noch stärker in der breiten Öffentlichkeit verankert werden.
Etwa 30 Prozent aller Patienten, die in einer Krankenhaus-Notaufnahme behandelt werden, könnten besser ambulant versorgt werden. „Die unnötige Versorgung von Patienten im Krankenhaus belastet das Gesundheitswesen jedes Jahr mit mehreren hundert Millionen Euro“, so Stillfried weiter.
Das Konzept wurde von aQua auf Grundlage von Experteninterviews, Workshops und einer internationalen Literaturrecherche entwickelt. „Das Konzept ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer systematischen Ersteinschätzung, die sowohl Aussagen zur Dringlichkeit als auch zum geeigneten Versorgungssetting ermöglicht. Im nächsten Schritt ist es notwendig, dieses Modell praktisch zu erproben“, sagt Prof. Joachim Szecsenyi, Geschäftsführer des aQua-Instituts.
Weitere Informationen
<link file:1705 _blank pdf>Projektbericht des aQua-Instituts „Instrumente und Methoden zur Ersteinschätzung von Notfallpatienten“
Die pdf-Version der Pressemitteilung finden Sie <link file:1706 _blank pdf>hier.