Fachkräftemangel verschärft sich auch in MVZ // Mehr als 60 Prozent der MVZ bewerten Verfügbarkeit von ärztlichem und nichtärztlichem Personal als schlecht bis sehr schlecht
Der substanzielle Mangel an geeigneten Fachkräften ist längst in der ambulanten medizinischen Versorgung angekommen. Auch die rund 4.200 Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) in Deutschland haben zunehmend Probleme, qualifiziertes ärztliches und nichtärztliches Personal zu finden. Zwei Drittel der befragten MVZ schätzte die Verfügbarkeit von nichtärztlichem medizinischen Personal als schlecht bis sehr schlecht ein. Zur gleichen Aussage kamen drei Viertel der MVZ in ländlichen Regionen. Knapp die Hälfte der MVZ war 2019 mit konkreten Problemen bei der spezifischen Personal-Nachbesetzung konfrontiert. Kaum anders sieht es beim ärztlichen Personal aus: Mehr als 60 Prozent der befragten MVZ schätzten hier die Verfügbarkeit von geeignetem ärztlichen Personal als schlecht bis sehr schlecht ein, in ländlichen Regionen waren es sogar gut 90 Prozent. Knapp ein Drittel der befragten MVZ wies 2019 Nachbesetzungsprobleme bei ärztlichem Personal auf. Am häufigsten wurde das Fachgebiet der Allgemeinen Chirurgie genannt.
Das sind zentralen Ergebnisse des Zi-MVZ-Panels, einer aktuell vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) veröffentlichten Befragung von rund 3.600 teilnahmeberechtigten MVZ und ihnen gleichgestellten Einrichtungen nach §§ 95 bzw. 311 SGB V. In die Untersuchung gingen die Angaben von bundesweit insgesamt 214 MVZ ein, die im Zeitraum von September 2020 bis Mai 2021 an der Online-Befragung des Zi teilgenommen haben.
Rund 44 Prozent der teilnehmenden Einrichtungen wurden von einem Krankenhaus getragen. Vertragsarztgetragene MVZ machten 39 Prozent aus. Diese Verteilung stimmt grob mit der Grundgesamtheit bzw. den dazu veröffentlichten Statistiken der Kassenärztlichen Bundesvereinigung für das Berichtsjahr 2019 überein. Bei knapp der Hälfte der teilnehmenden MVZ liegt die Hauptbetriebsstätte im städtischen Raum, nur 15 Prozent sind in ländlichen Regionen verortet.
Ein weiterer Schwerpunkt des Zi-MVZ-Panels lag auf der Einschätzung der wirtschaftlichen Gesamtsituation. Hier zeigte sich, dass etwa drei Viertel der teilnehmenden MVZ ihre Gesamtsituation 2019 als eher gut bzw. gut bewerteten. Vertragsarztgetragene MVZ schätzten ihre Gesamtsituation mit 86 Prozent deutlich häufiger als gut bzw. eher gut ein als krankenhausgetragene MVZ (64 Prozent). Insgesamt bewertete etwas mehr als die Hälfte der teilnehmenden MVZ die Höhe des Jahresüberschusses als gut bzw. eher gut. Bei Berücksichtigung der Trägerart zeigt sich eine gegensätzliche Bewertung zwischen krankenhaus- und vertragsarztgetragenen MVZ: Lediglich 37 Prozent der krankenhausgetragenen MVZ bewerteten die Höhe des Jahresüberschusses als gut bzw. eher gut, während es bei den vertragsarztgetragenen MVZ fast drei Viertel (73 Prozent) waren.
Im Median hatten die Einrichtungen 2019 Gesamtaufwendungen in Höhe von ca. 1,22 Millionen Euro, davon wurden 822.000 Euro als Personalaufwendungen ausgewiesen. Dies entspricht einem medianen Anteil der Personalaufwendungen an den Gesamtaufwendungen von 71 Prozent. In Krankenhaus-MVZ war der Anteil mit 70 Prozent etwas höher als in Vertragsarzt-MVZ (65 Prozent). Die Gesamterträge der teilnehmenden MVZ im Jahr 2019 lagen im Median bei 1,51 Millionen Euro, die Erträge der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) bei 1,17 Millionen Euro. Der mediane Anteil der GKV-Erträge an den Gesamterträgen lag bei 85,6 Prozent. In Krankenhaus-MVZ betrugen die medianen Gesamterträge 1,47 Millionen Euro und die medianen GKV-Erträge 1,15 Millionen Euro. Bei den Vertragsarzt-MVZ lag die Höhe der Gesamterträge im Median bei 1,64 Millionen Euro und die medianen Erträge der GKV bei 1,23 Millionen Euro.
Selektivverträge (bzw. Verträge zu besonderen Versorgungsformen) zu strukturierten Behandlungsprogrammen gemäß § 137f SGB V hatten 44 Prozent der teilnehmenden MVZ im Berichtsjahr 2019 abgeschlossen. Im Berichtsjahr 2017 der letzten Erhebung lag dieser Wert noch bei 56 Prozent der teilnehmenden MVZ. An zweiter Stelle folgt mit 23 Prozent die hausarztzentrierte Versorgung nach § 73b SGB V. Verträge zur ambulanten spezialfach-ärztlichen Versorgung (ASV) sowie zur integrierten Versorgung wurden jeweils von 14 Prozent der teilnehmenden MVZ abgeschlossen.
Ziel des Zi-MVZ-Panels ist es, eine verlässliche Datengrundlage und Transparenz zu organisatorischen, versorgungsrelevanten und wirtschaftlichen Aspekten für MVZ in Deutschland zu schaffen. Die Erhebung wird von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) sowie in der Vorbereitung durch den Bundesverband MVZ e.V. (BMVZ) unterstützt.
Den Zi-MVZ-Jahresbericht 2021 mit den zentralen Ergebnissen finden Sie hier.
Am Mittwoch, 7. Dezember 2022 (ab 17:00 Uhr) findet hierzu auch die aktuelle Ausgabe unseres Livestreaming-Formats „Zi insights“ statt.
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