Ländliche Infrastruktur: Ärztliche Versorgung näher als Supermärkte oder Apotheken
Im Vergleich zu Skandinavien, Kanada oder Australien gibt es in Deutschland keine wirklich entlegenen Orte. Dennoch: Je mehr Menschen zum Studieren, Arbeiten und Leben in die Städte ziehen, umso größer werden die Herausforderungen der Daseinsvorsorge in ländlichen Regionen – auch in Deutschland. Die meisten ländlichen Regionen werden laut Prognosen in den kommenden 20 Jahren bis zu einem Viertel ihrer Einwohner verlieren. Auch Ärzte folgen diesem Trend und lassen sich eher dort nieder, wo es sich insgesamt gut leben und arbeiten lässt. Wie die heute noch gute ärztliche Versorgung in strukturschwachen und bevölkerungsarmen Regionen aufrecht erhalten werden kann, diskutierten Vertreter aus Wissenschaft, Ministerien, Behörden und Kassenärztlichen Vereinigungen im Rahmen der Zi-Tagung zum KBV Sicherstellungskongress am 27. Juni 2017 in Berlin.
Je weiter wesentliche Dinge des alltäglichen Bedarfs entfernt sind, desto strukturschwächer wird eine Region angesehen. Unter diesem Gesichtspunkt sind die Ärzte besser als ihr Ruf. Laut einer Studie des Bundesinstituts für Bau-, Raum und Stadtforschung aus dem Jahr 2015 sind Hausärzte in strukturschwachen Landgemeinden im Durchschnitt 2,4 km entfernt. Bis zum nächsten Supermarkt bzw. Discounter sind es über 3 km und in die nächste Apotheke sind es schon 3,3 km.
Insgesamt sind Ärzte somit recht gut über das Land verteilt. Viele Verbesserungsvorschläge für die Zukunft könnten aber an den allgemeinen Rahmenbedingungen strukturschwacher Regionen scheitern. So halten gerade diese Regionen bisher kaum die schnellen Internetverbindungen vor, die beispielsweise für die Telemedizin benötigt würde. Fehlen Kinderbetreuungs- und Schulangebote, Einkaufsmöglichkeiten oder Arbeitsplätze für Partner, hemmt dies die Niederlassungsbereitschaft junger Ärzte und Ärztinnen. Auch sind die kommunalen Investitionen gerade in strukturschwachen Regionen besonders niedrig, so dass zukunftsweisende Perspektiven fehlen und diese Gebiete an Attraktivität verlieren.
„Daseinsvorsorge ist ein Gesamtkonzept. Die Verfügbarkeit von Ärzten einzufordern, greift zu kurz. Vielmehr müssen Voraussetzungen geschaffen werden, die es den Ärzten insgesamt leichter machen, sich für einen Sitz auf dem Land zu entscheiden. Dazu müssen sich alle in der Daseinsvorsorge beteiligten Akteure vor Ort die Hand reichen“, fasste Dr. Dominik von Stillfried, Geschäftsführer des Zi, die Ergebnisse der Fachtagung zusammen.
Weitere Informationen
<link http: www.bbsr.bund.de bbsr de veroeffentlichungen analysenkompakt _blank pdf>BBSR-Analysen "Indikatoren zur Nahversorgung"
<link http: www.zi.de cms fileadmin images content pdfs_alle faktenblatt_arztverteilung.pdf _blank pdf>Faktenblatt "Sind niedergelassene Ärzte zu ungleich verteilt?"
Die pdf-Version der Pressemitteilung finden Sie <link file:1611 _blank pdf>hier.