Über 300.000 gesetzlich Versicherte erkranken pro Jahr an Lyme-Borreliose // Südosten Deutschlands und östliches Bayern besonders betroffen
2019 ist bei 306.000 gesetzlich versicherten Patientinnen und Patienten eine Lyme-Borreliose diagnostiziert worden; das entspricht der Einwohnerzahl einer Stadt wie Mannheim oder Karlsruhe. Die Erkrankungshäufigkeit sowohl bei Kindern und Jugendlichen als auch bei Erwachsenen ist von 2010 bis 2019 leicht zurückgegangen. Die zeckenübertragene Infektionserkrankung kommt bundesweit vor – regional bestehen aber deutliche Unterschiede beim Risiko, sich mit Lyme-Borreliose zu infizieren. In den vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) kleinräumig auf Kreisebene ausgewerteten ärztlichen Abrechnungsdaten zeigten sich die höchsten Diagnoseprävalenzen in einem Cluster von insgesamt 45 Kreisen. Dieses erstreckt sich grenzübergreifend von Brandenburg über Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen bis nach Bayern. Erhöhte Krankheitshäufigkeiten gab es auch in einem Cluster mit acht Kreisen im Osten Bayerns, das an die Tschechische Republik angrenzt.
Das sind die zentralen Ergebnisse einer heute vom Zi veröffentlichten Versorgungsatlas-Studie zu bundesweiten und kleinräumigen Kennzahlen zur Morbidität von Lyme-Borreliose in Deutschland. „Unsere Studie liefert aktuelle regional differenzierte Daten zur Verbreitung der Lyme-Borreliose in Deutschland. Die Ergebnisse bilden eine Grundlage für künftige Präventionsmaßnamen, mit denen das Infektionsrisiko reduziert werden kann. Prävention wird wichtiger, weil sich die Zecken als Überträger der Krankheitserreger immer weiter ausbreiten“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.
Die Lyme-Borreliose ist die häufigste durch Zecken übertragbare Infektionskrankheit in Europa. Verursacht wird die Krankheit durch Bakterien des Genus Borrelia. Mäuse und Vögel sind das Haupterregerreservoir. Übertragen wird der Erreger in Europa durch den Stich der Zecke Ixodes ricinus. Die klinischen Manifestationsformen der Erkrankung variieren zwischen leichten Formen wie Erythema migrans (Wanderröte) bis hin zu schweren Verläufen wie Meningitis (Hirnhautentzündung).
Die Diagnoseprävalenz der Lyme-Borreliose lag 2019 bei 429 je 100.000 Versicherte. Die höchsten Werte wurden in der Altersgruppe der 70- bis 79-Jährigen beobachtet (Frauen: 863, Männer: 771 je 100.000 Versicherte). Altersübergreifend war die Diagnoseprävalenz bei Frauen höher als bei Männern (455 vs. 398). Die Lyme-Borreliose wurde in allen 402 Landkreisen und kreisfreien Städten diagnostiziert, jedoch mit erheblichen regionalen Unterschieden. Im Jahr 2019 variierte die Diagnoseprävalenz um den Faktor 17 zwischen 89 (Herne, Westfalen-Lippe) und 1.481 je 100.000 Versicherte (Saale-Orla-Kreis, Thüringen).
Der Bericht gründet auf der Datenbasis der bundesweiten vertragsärztlichen Abrechnungsdaten nach § 295 SGB V der Jahre 2010 bis 2019. Die Studienpopulation umfasste alle gesetzlich Versicherten mit einem Vertragsarztkontakt. Für die Auswertung sind Personen berücksichtigt worden, bei denen die ICD-10-Diagnose A69.2 (Lyme-Krankheit) mit der Zusatzbezeichnung „gesichert“ in mindestens einem Quartal eines Kalenderjahres kodiert wurde. Berechnet wurden die Diagnoseprävalenz und -inzidenz je 100.000 Versicherte.
Manas K. Akmatov, Jakob Holstiege, Lotte Dammertz, Claudia Kohring, Joachim Heuer, Jörg Bätzing: Bundesweite und kleinräumige Kennzahlen zur Morbidität von Lyme-Borreliose in Deutschland anhand vertragsärztlicher Abrechnungsdaten 2010 bis 2019. Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi). Versorgungsatlas-Bericht Nr. 21/06. Berlin 2021. URL: https://doi.org/10.20364/VA-21.06
Die Medieninformation zum Download