Kostenentwicklung und Investitionsstau: Erheblicher Nachholbedarf in der Vergütung für Vertragsärzte
Die Vergütung der Leistungen, die niedergelassene Ärzte für gesetzlich Versicherte erbringen, entspricht nicht den Kriterien, die der Kalkulation der Gebührenordnung zugrunde gelegt wurden. Dies zeigt eine aktuelle Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi). Ausgewertet wurden Umsatz- und Kostendaten von rund 4.200 Praxen in Deutschland für die Jahre 2006 bis 2008. Die Praxen sind Teil des ZI-Praxis-Panels (ZiPP), einer repräsentativen Längsschnittstudie zur wirtschaftlichen Situation der Niedergelassenen.
„Der Einheitliche Bewertungsmaßstab geht davon aus, dass ein Arzt bei 51 Wochenstunden durchschnittlich rund 105.000 Euro Überschuss erreichen kann. Tatsächlich werden nur knapp 92.000 Euro erreicht. Es besteht somit ein Nachholbedarf von 13%.“ fasste Dr. Andreas Köhler, der Vorstandvorsitzende des Zi und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) die Studienergebnisse zusammen. „Die Unterdeckung von 13% entspricht ziemlich genau der Größenordnung der Leistungen, die aufgrund von Mengenbegrenzungsregeln nicht zur Auszahlung gekommen sind. Dieser Zwangsrabatt zugunsten der Krankenkassen widerspricht offensichtlich den Kalkulationskriterien der Gebührenordnung und muss deshalb abgeschafft werden.“ forderte Köhler.
Mit dem ZiPP stellt das Zi eine einzigartige Datengrundlage zur Analyse der wirtschaftlichen Lage der Praxen zur Verfügung. Das Zi strebt den Aufbau eines Panels von rund 7000 Praxen an, um auch kleinere Fachgruppen repräsentativ abbilden zu können. Die Daten sind für die Vertragsärzte von großer Bedeutung. Nach dem Ende der gesetzlichen Sparmaßnahmen für die Jahre 2011 und 2012 können sie in den jährlichen Honorarverhandlungen die Entwicklung der Investitions- und Betriebskosten geltend machen. „Aufgrund der Erkenntnisse aus dem ZiPP müssen wir für den Ausgleich der Kostenentwicklung etwa das 1,5-fache der allgemeinen Teuerungsrate unterstellen. Zudem sollten wir bei der Anpassung des Punktwerts einen realen Zuwachs von 5% pro Jahr einkalkulieren, um ein investitionsfreundlicheres Klima zu schaffen und den Investitionsstau der vergangenen Jahre abzubauen.“ kommentierte Köhler die Ergebnisse der Studie. Das Zi stellt die Studie online unter <link>www.zi.de/cms/presse/2012/16-maerz-2012/ zur Verfügung.