Zi: kein deutscher Sonderweg in der Notfallversorgung

„Alle industrialisierten Länder arbeiten daran, die Direktinanspruchnahme von Krankenhäusern über die Notfallambulanzen zu minimieren. Ein deutscher Sonderweg wäre ein Weg in die Ineffizienz“, sagte Dr. Dominik von Stillfried, Geschäftsführer des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi). Er wandte sich damit gegen die Einschätzung von Prof. Dr. Karl Lauterbach MdB, dass Patienten auch weiterhin in zunehmendem Maße die Notaufnahmen aufsuchen sollten. Lauterbach hatte Krankenkassen und Ärzte dafür kritisiert, dass sie die Patienten umerziehen wollten.

Das Zi verweist in diesem Zusammenhang auf ein <link http: www.kbv.de html _blank link>Konsenspapier  der Kassenärztlichen Vereinigungen vom März 2017. Demnach sollen die gesetzlich Versicherten in Deutschland künftig rund um die Uhr ein telefonisches Beratungsangebot nutzen können, das die Dringlichkeit eines medizinischen Behandlungsbedarfs einschätzen hilft und Patienten an den richtigen Behandlungsort leiten kann. Dafür soll die Notrufnummer 116117 entsprechend ausgebaut werden. Außerdem sollte künftig ein ähnliches Ersteinschätzungsverfahren auch in Bereitschaftspraxen und an Krankenhäusern angewendet werden, um die Notaufnahmen der Krankenhäuser für wirklich dringliche Notfälle freizuhalten. „In vielen Industrieländern laufen derzeit zudem öffentlich wirksame Kampagnen, um Patienten zu einer größeren Zurückhaltung bei der Direktinanspruchnahme von Krankenhäusern zu motivieren, in Australien etwa unter dem Motto ‚Keep Emergency for emergencies‘.“ erklärte von Stillfried. Er verwies auf die Studienlage: „Eine ungesteuerte Inanspruchnahme von Krankenhausambulanzen führt demnach zu einem dramatischen Fehleinsatz knapper Ressourcen im Gesundheitswesen; für Patienten besteht die Gefahr der Überdiagnostik und ?therapie. Anders gesagt: Die Rettungsmedizin ist mit Kanonen gegen lebensbedrohliche Zustände ausgerüstet, sie sollte nicht auf Spatzen gerichtet werden. Professor Lauterbach sollte das als Gesundheitsexperte wissen.“ resümierte von Stillfried. Nach Erkenntnissen des Zi kosten vermeidbare Krankenhausfälle über die Notaufnahmen der Krankenhäuser in Deutschland pro Jahr zwischen 7 und 12 Milliarden Euro.

Hintergrund

In der Berliner Morgenpost vom 12. Mai 2017 wurde der Gesundheitsexperte der SPD, Prof. Dr. Karl Lauterbach MdB, mit der Aussage zitiert: „Wir brauchen kein Umerziehungsprogramm sondern mehr Wettbewerb im Gesundheitswesen.“

Die pdf-Version der Pressemitteilung finden Sie <link file:1720 _blank pdf>hier.

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Daniel Wosnitzka

Leiter Stabsstelle Kommunikation / Pressesprecher