Der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried äußert sich zum Positionspapier „Community Health Nurse“ des Deutschen Pflegerats vom 13. Juli 2022:
„Der Pflegerat geht in seinem Positionspapier von falschen Prämissen aus. Einerseits verkennt er die Leistung der Hausarztpraxen in der Primärversorgung. Mehr als 55.000 Hausärztinnen und Hausärzte haben, unterstützt durch mehr als 135.000 Medizinische Fachangestellte, im vierten Quartal 2021 mehr als 57,6 Mio. gesetzlich versicherte Patientinnen und Patienten betreut. Das sind nahezu 80 Prozent aller gesetzlich Versicherten. Mit mehr als 12.000 besonders qualifizierten, nichtärztlichen Praxisassistent:innen (NÄPAs) und Versorgungsassistent:innen in der Hausarztpraxis (VERAHs) haben die Hausarztpraxen bereits nahezu flächendeckend eine aufsuchende Versorgungsstruktur geschaffen, die insbesondere der Betreuung chronisch Kranker und immobiler Patientinnen und Patienten dient und in anderen Ländern zum Beispiel durch Community Health Nurses wahrgenommen wird.
Der Vorteil des deutschen Modells besteht darin, dass durch die Praxiseinbindung Schnittstellen zur ärztlichen Versorgung minimiert werden. Daher sind die Vergleiche mit Finnland, Kanada und Slowenien irreführend. Zudem weisen diese Länder gemäß Daten der OECD eine wesentlich geringere Arztdichte als Deutschland auf. Konkret ist die Arztdichte in Deutschland mit 4,53 Ärztinnen und Ärzten je 1.000 Einwohnenden um mehr als 30 Prozent höher gegenüber Finnland und Slowenien und sogar 64 Prozent höher als in Kanada. Sollten in Teilen Deutschlands künftig Arztsitze nicht mehr besetzt werden können, ist die Community Health Nurse auch kein Ersatz. Richtig ist vielmehr, jetzt die berufsbegleitende Ausbildung, z. B. Physician Assistants, in der ambulanten Versorgung zu fördern, die dann integriert in die Praxisstrukturen mögliche Versorgungslücken ausgleichen können. Anstatt neue und letztlich teure Versorgungsschnittstellen zu etablieren, sollte die Politik die Rahmenbedingungen für Arztpraxen verbessern, damit VERAH/NÄPA und perspektivisch auch Physician Assistants noch stärker gefördert und eingebunden werden können.“
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