Vertragsärztliche Versorgung mit leichtem Plus gegenüber 2019 // Früherkennungsuntersuchungen trotz COVID-19-Pandemie über Niveau von 2019 // Deutlich mehr Psychotherapien
Anders als im stationären Bereich sind die Gesamtfallzahlen in der ambulanten Versorgung im Pandemiejahr 2021 im Vergleich zu 2019 mit 0,9 Prozent leicht angestiegen. Der Zuwachs war im vierten Quartal über alle Fachgruppen hinweg mit 7,8 Prozent besonders stark; im dritten Quartal lag dieser Wert bereits bei 1,7 Prozent. Im ersten Halbjahr 2021 hatte die vertragsärztliche Inanspruchnahme noch 2,8 Prozent unter dem Niveau der vorpandemischen Vergleichsperiode gelegen. Insgesamt bewegten sich die Fallzahlen mit persönlichem Arzt-Patienten-Kontakt bei den Hausärzten um 0,6 Prozent über den Ausgangswerten von 2019, während sie bei den Kinderärzten mit -3,1 Prozent weiterhin deutlich unter den Werten des Vorpandemiejahres lagen. Über alle Facharztgruppen hinweg zeigten sich keine Veränderungen mehr gegenüber 2019.
Sichtbar wird der Einsatz der Arztpraxen auch bei den für die Gesundheitsprävention so wichtigen Früherkennungsuntersuchungen. Ungeachtet der zahlreichen Einschränkungen im medizinischen Versorgungsalltag haben sich die Vertragsärztinnen und -ärzte auch unter Pandemiebedingungen weiterhin stark für die Früherkennung engagiert. Über das gesamte Jahr 2021 betrachtet, zeigen die Daten für die Früherkennungskoloskopie, das Mammographie-Screening und die Früherkennungsuntersuchungen bei Kindern Fallzuwächse gegenüber 2019 (+4,3 Prozent, +3,9 Prozent, +1,8 Prozent). Lediglich das Hautkrebsscreening und die DMP-Schulungen liegen weiterhin unter den Ausgangswerten von 2019 (-10,3 Prozent bzw. -10,0 Prozent).
Das sind die zentrale Ergebnisse des heute vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) veröffentlichten Trendreports zur Entwicklung der vertragsärztlichen Leistungen bis zum Ende des Jahres 2021. „Unsere aktuelle Datenauswertung der vertragsärztlichen Leistungen für 2021 zeigt eines sehr deutlich: Dank der über 183.000 niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte, Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten sowie deren hoch engagierten Praxisteams läuft die ambulante Versorgung weiter auf Hochtouren. Dass die Inanspruchnahme der Praxen trotz Corona-Pandemie um knapp ein Prozent gestiegen ist, setzt ein starkes Zeichen für die ambulante Versorgung. Im Vergleich dazu verzeichneten die Krankenhäuser 2021 einen deutlichen Rückgang von 13 Prozent. Das schärft noch einmal den Blick dafür, wer die medizinische Versorgung der Bevölkerung in Deutschland in den beiden Pandemiejahren 2020 und 2021 in der Breite hauptsächlich getragen hat. Das waren ohne Wenn und Aber die Arztpraxen“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.
Auch in einem anderen Kernbereich der medizinischen Versorgung werde deutlich, dass die Arztpraxis der zentrale Ort des Gesundheitsschutzes sei, so von Stillfried weiter: „Wir sehen in den Daten auch 2021 wieder einen starken Anstieg der Influenza-Impfungen. Im Vergleich zu 2019 haben die Vertragsärztinnen und -ärzte 2,1 Millionen Menschen mehr geimpft. Das ist ein sattes Plus von 19,8 Prozent. Zum Vergleich: Seit Beginn eines entsprechenden Modellprojekts in Nordrhein im Herbst 2020 sind dort lediglich 1.400 Impfungen in Apotheken vorgenommen worden. Dies zeigt, wie wenig Bedeutung dieses Angebot hat. Impfungen sind ein medizinischer Eingriff, bei dem Eignung und mögliche Nebenwirkungen zu berücksichtigen sind. Der richtige Ort dafür bleibt deshalb die Arztpraxis.“
Mit einem Plus von 4,5 Prozent hat sich die Inanspruchnahme von psychotherapeutischen Leistungen auffällig stark entwickelt. Über das gesamte Jahr 2021 hinweg haben die Fallzahlen bei den Einzeltherapien um 4,6 Prozent und bei den Gruppentherapien um 9,2 Prozent im Vergleich zu 2019 zugenommen.
Auch 2021 gab es wieder deutlich mehr telefonische Beratungen als 2019. Insgesamt sind letztes Jahr 52,1 Prozent mehr telefonische Beratungen vertragsärztlich abgerechnet worden. Im Vergleich zum Vorjahr war dies allerdings ein Rückgang um insgesamt drei Prozent.
Mit insgesamt rund 2,1 Millionen Videosprechstunden im ersten und rund 1,4 Millionen im zweiten Halbjahr sind diese 2021 häufiger angeboten worden als 2019 oder 2020 (+3,49 Millionen gegenüber 2019 und +0,79 Millionen gegenüber 2020). Allerdings ist von März bis August 2021 eine abnehmende Tendenz mit anschließender Plateaubildung zu erkennen. Erst im November ist wieder ein leichter kurzfristiger Anstieg zu beobachten. Insgesamt scheint sich das Niveau bei den Videosprechstunden im Bereich von rund 180.000 bis 300.000 Videosprechstunden pro Monat eingependelt zu haben.
Für den aktuellen Trendreport wurden dem Zi von 16 der 17 Kassenärztlichen Vereinigungen aggregierte Informationen aus den Abrechnungsdaten des Zeitraumes erstes Quartal 2019 bis viertes Quartal 2021 übermittelt. Die Daten wurden auf die Frage hin ausgewertet, wie sich die Fallzahlen und die Anzahl abrechnender Ärzt:innen sowie die Häufigkeiten bestimmter Leistungskategorien im Jahr 2020 und 2021 im Vergleich zum Jahr 2019 verändert haben. Der Bericht knüpft an die Ergebnisse des Zi-Trendreports zu den ersten vier Quartalen 2020 an.