Zi-Studie: Wirtschaftliche Lage niedergelassener Ärzte stagniert und hemmt Investitionen
Die wirtschaftliche Lage niedergelassener Ärzte stagniert: Während die Jahresüberschüsse auf gleichem Niveau verharren, steigen die Kosten. Wie eine Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) zeigt, mussten Praxisinhaber zwischen 2009 und 2011 im Durchschnitt 5 Prozent mehr Kosten verbuchen – ein deutlich höherer Anstieg als der der Verbraucherpreise im gleichen Zeitraum (3,2 Prozent). Zi-Geschäftsführer Dr. Dominik von Stillfried verweist vor diesem Hintergrund auf die schleppende Investitionsbereitschaft von Ärzten: „Angesichts faktischer Nullrunden überrascht es nicht, dass die Investitionsschwäche in den Praxen im Berichtszeitraum anhielt. Ein Blick auf die Entwicklung der Einnahmen aus der Behandlung gesetzlich Versicherter im aktuellen Honorarbericht der KBV zeigt auch, dass bis heute keineswegs eine Verbesserung der Wirtschaftslage unterstellt werden kann, durch die der Einkommensabstand zu den im Krankenhaus tätigen Ärzten geschlossen werden könnte.“
Das Zi hält mit seinem Praxis Panel Kosten, Einnahmen und Überschüsse von Praxen fest. Die nun vorab veröffentlichten Ergebnisse entstammen einem Bericht mit 2013 erhobenen Daten. Sie umfassen die Jahre 2009, 2010 und 2011 und analysieren die Angaben von 4.739 Praxen, was einem bundesweiten Anteil von 4,9 Prozent entspricht. Der vollständige Bericht erscheint in Kürze.
Betriebskosten vor allem für Personal und Material steigen drastisch
Demnach lag der durchschnittliche Jahresüberschuss 2011 bei 145.100 Euro je Praxisinhaber. Nach Abzug von Vorsorge- und Versicherungsbeiträgen sowie Einkommenssteuer bleibt davon ein Nettoeinkommen von 71.476 Euro übrig, was einem Stundensatz von 30 Euro entspricht. Die Einnahmen sind dabei von Fachgruppe zu Fachgruppe sehr unterschiedlich: Ein Viertel der Befragten erwirtschaftete weniger als 85.400 Euro, ein Viertel mehr als 181.600 Euro. Zu den Spitzenverdienern zählen etwa die Radiologen, am unteren Ende der Skala liegen Psychotherapeuten und Rehabilitationsmediziner.
Der Jahresüberschuss verbesserte sich unter Berücksichtigung der Inflationsrate 2010 noch leicht um 0,8 Prozent, 2011 sank er um 0,7 Prozent. Die Gesamteinnahmen je Praxisinhaber stiegen von 2009 bis 2011 um durchschnittlich 4,1 Prozent. Die Betriebskosten legten im selben Zeitraum zugleich stärker zu; vor allem für Personal, Material und Labor sowie für Versicherungen, Beiträge und Gebühren mussten Ärzte mehr Geld ausgeben (zwischen 7 und 8,4 Prozent).
Deutliche Unterschiede zwischen Fachgruppen
Lediglich der Aufwand für Fremdzinsen sank signifikant (-18,1 Prozent), auch für Abschreibungen sowie Leasing und Mieten von Geräten gaben die Ärzte weniger aus als in den Vorjahren. Letztere Kennziffer spiegelt den Trend wieder, sich mit Investitionen zurückzuhalten: Von 2009 bis 2011 sanken die Ausgaben dafür um etwa 10 Prozent.
Wie bereits angedeutet, unterscheidet sich die wirtschaftliche Lage deutlich je Fachgebiet: Das größte Einnahmen- und Überschussplus verzeichneten die Neurologen (plus 8 bzw. 12 Prozent), ein Minus steht hingegen etwa bei Gynäkologen und Urologen in den Büchern.
Grundsätzlich ist das Gefälle zwischen operativ und konservativ tätigen Ärzten groß. Beispielsweise erzielten operierende Augenärzte 2011 einen Jahresüberschuss, der etwa 87 Prozent über dem ihrer rein konservativ arbeitenden Kollegen lag. Und schon Dermatologen, die nur selten operieren, verdienen pro Stunde mehr als doppelt so viel wie ihre konservativ behandelnden Kollegen.
Zum ZiPP-Jahresbericht
Mit dem Zi-Praxis-Panel (ZiPP) erfasst das Zi auf Basis der steuerlichen Überschussrechnung der Praxen jährlich die wirtschaftliche Gesamtlage von niedergelassenen Ärzten. Auftraggeber sind die Kassenärztlichen Vereinigungen und die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV). Letztere veröffentlicht in regelmäßigen Abständen einen Honorarbericht für Vertragsärzte, in dem die aktuelle Honorarentwicklung aus der Versorgung gesetzlich versicherter Patienten dargestellt wird. Im ZiPP werden darüber hinaus weitere Einnahmenarten, Betriebskosten, Investitionen und die ärztliche Arbeitszeit erfasst.
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