Die Krankenhausversorgung ist in Deutschland durch Überversorgung geprägt: Andere europäische Länder hatten 2019 im Schnitt vier Krankenhausbetten und 146 stationäre Behandlungsfälle pro 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Deutschland lag mit sechs akutstationären Krankenhausbetten und 252 Behandlungsfällen deutlich darüber. Dabei stieg der Anteil an Kurzliegerfällen (Liegezeit 1-3 Tage) seit 2020 stetig von 27 Prozent auf 47 Prozent in 2022 an.
Wegen des sich weiter verschärfenden Fachkräftemangels und stark steigender Kosten für Klinikbehandlungen wird der Ruf nach Veränderungen im lauter: Bisher stationär erbrachte Leistungen sollen in die ambulante Versorgung verlagert werden. Gleichzeitig wird die Frage kontrovers diskutiert, wie hoch das Ambulantisierungspotenzial von stationären Behandlungsfällen tatsächlich ist.
2021 hätten mehr als 2,5 Millionen der stationär erbrachten Behandlungen mindestens genauso gut, nur wesentlich günstiger ambulant vorgenommen werden können. Das sind knapp ein Fünftel aller Behandlungsfälle in Krankenhäusern. Neben der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde haben die Radiologie und die Augenheilkunde das größte Reformpotenzial. Das sind die zentralen Ergebnisse des vom Zi geförderten Forschungsprojekts „Ambulantisierungspotenzial in deutschen Akutkrankenhäusern“. Diese sowie weitere Schritte und Konsequenzen werden wir bei „Zi insights“ mit den Autorinnen und Autoren der Studie der TU Berlin, Vertretenden der Kassenärztlichen Vereinigungen und der Krankenkassen sowie dem digital zugeschalteten Publikum diskutieren.