Anzahl aller Behandlungsfälle mit 292 Millionen leicht über Vorjahresniveau // 4,9 Prozent weniger Früherkennungsuntersuchungen bei Kindern // Deutliches Plus bei telefonischen Beratungen und Videosprechstunden (+ 8,6 bzw. 24 Prozent)
Im 1. Halbjahr 2024 sind insgesamt 292,6 Millionen Behandlungsfälle in der ambulanten Versorgung dokumentiert worden. Damit sind die Fallzahlen gegenüber dem Vorjahreszeitraum mit 1,9 Millionen um 0,6 Prozent leicht angestiegen. Beim Vergleich der Behandlungsfallzahlen des 1. Halbjahres 2024 und des 1. Halbjahres 2023 zeigen sich in allen Versorgungsbereichen Zuwächse: Diese sind im hausärztlichen Bereich mit einem Plus von 465.000 (+0,5 Prozent) sowie bei den Fachärztinnen und Fachärzten mit einem Zuwachs von 1,2 Millionen Fällen (+0,7 Prozent) niedriger ausgeprägt als in der Kinder- und Jugendmedizin mit +278.000 (+2 Prozent) und in der Psychotherapie mit +287.000 (+4,3 Prozent) Fällen. Im 1. Halbjahr 2024 erhöhte sich die Fallzahl bei den Einzeltherapien gegenüber dem Vorjahreszeitraum um +46.000 (+2,1 Prozent) auf insgesamt 2,2 Millionen und bei den Gruppentherapien um +41.000 (+30,3 Prozent) auf insgesamt 178.000. Einen deutlichen Anstieg der Fallzahlen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zeigten die Abrechnungsdaten für das 1. Halbjahr 2024 auch in der Neurologie (+6,8 Prozent) sowie in der Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie (+6,8 Prozent).
Die Anzahl der telefonischen Beratungen ist im 1. Halbjahr 2024 mit 4,2 Millionen um 8,6 Prozent deutlich angestiegen. Noch stärker war die Zunahme bei den Videosprechstunden. Insgesamt gab es 1,3 Millionen Videosprechstunden und damit 24 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Über das gesamte 1. Halbjahr 2024 betrachtet, entfielen 47,4 Prozent der insgesamt 1,3 Millionen Videosprechstunden auf den hausärztlichen, 15,7 Prozent auf den fachärztlichen und 36,8 Prozent auf den psychotherapeutischen Versorgungsbereich. Ob der Anstieg vor allem auf die saisonal bedingten Atemwegsinfekte zurückzuführen ist, bleibt abzuwarten.
Bei den Früherkennungsuntersuchungen zeigt sich abermals ein uneinheitliches Bild: Während die Anzahl der Vorsorgeuntersuchungen bei Kindern im 1. Halbjahr 2024 um 4,9 Prozent auf insgesamt 2,4 Millionen deutlich abgesunken ist, stiegen die Fallzahlen beim Hautkrebsscreening weiterhin an. Hier sind insgesamt 4,1 Millionen Behandlungen abgerechnet worden (+6,3 Prozent). Ein signifikantes Plus gab es auch bei der allgemeinen Gesundheitsuntersuchung (5,8 Millionen bzw. +14,4 Prozent). Das Mammographie-Screening liegt mit 1,5 Millionen Untersuchungen (+0,7 Prozent) schwach über den Ausgangswerten von 2023. Aufwärts ging es auch bei den Früherkennungskoloskopien: Hier gab es im Betrachtungszeitraum einen Fallzahlanstieg um 4,8 Prozent. Insgesamt sind im 1. Halbjahr 2024 mehr als 327.000 Früherkennungskoloskopien vorgenommen worden.
Die Anzahl der ambulanten Operationen hat in den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 mit einem Plus von 58.000 Behandlungsfällen gegenüber dem Vorjahreszeitraum 2023 zugenommen (+2,4 Prozent). Insgesamt sind 2,5 Millionen ambulante Operationen abgerechnet worden.
Das sind die zentralen Ergebnisse des heute vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) veröffentlichten Trendreports zur Entwicklung der vertragsärztlichen Leistungen vom 1. Quartal 2021 bis zum 2. Quartal 2024.
Die aktuell ausgewerteten Daten zur Inanspruchnahme der vertragsärztlichen und psychotherapeutischen Leistungen zeigten ein hohes Vertrauen der gesetzlich Versicherten in die medizinische Versorgung durch die Praxen, machte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried deutlich: „Rund 600 Millionen Behandlungsfälle Jahr für Jahr sprechen eine deutliche Sprache: Die über 75 Millionen gesetzlich versicherten Patientinnen und Patienten in Deutschland können sich weiterhin auf die wohnortnahe medizinische Versorgung verlassen. Und dies, obwohl die Anzahl der Praxen kontinuierlich absinkt, weil oftmals kein Nachfolger in Sicht ist für Praxisinhaberinnen und -inhaber, die in den Ruhestand gehen. Auch vor diesem Hintergrund ist die hohe Anzahl an Behandlungsfällen ein Zeichen großer Leistungsbereitschaft der fast 185.000 niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte sowie der Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten mit ihren hoch engagierten Praxisteams.“
Dass hierbei auch Leistungsgrenzen erreicht werden, könne das Beispiel der Kinderärztinnen und -ärzte zeigen, die insbesondere in der Infektsaison sehr stark in Anspruch genommen werden. So könne der gleichzeitige Rückgang der kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchungen darauf hindeuten, dass die Praxen am Rande ihrer Kapazität arbeiten und somit akute Anlässe die Vorsorgeuntersuchungen verdrängt hätten, so von Stillfried weiter. Auch sei zu beobachten, dass sich vor allem seit der Corona-Pandemie zunehmende psychische Belastungen der Bevölkerung deutlich im Versorgungsbedarf niederschlagen.
Der sich weiter verschärfende Fachkräftemangel in der medizinischen Versorgung erfordere, dass sich die Politik ernsthaft fragen müsse, mit welchen Mitteln die jetzt in den Praxen Arbeitenden motiviert werden können, der Patientenversorgung möglichst lange zur Verfügung zu stehen. „Nicht bezahlte Arbeit ist die denkbar schlechteste Voraussetzung dafür. Praxen brauchen auch die erforderlichen Mittel, ihr Personal zu halten und mehr auszubilden, um mehr Zeit für spezifisch ärztliche Aufgaben zu haben. Unterstützung beim Umstieg auf bessere Praxissoftware kann ebenfalls helfen, Frustration im Arbeitsalltag zu reduzieren. Um ein hohes Versorgungsniveau der Versicherten weiter aufrechtzuhalten, muss jetzt an diesen zentralen Stellschrauben für mehr Berufszufriedenheit gesorgt werden“, forderte der Zi-Vorstandsvorsitzende abschließend.
Zi-Trendreport zur vertragsärztlichen Versorgung in Deutschland – Bundesweiter tabellarischer Report vom 1. Quartal 2021 bis zum 2. Quartal 2024
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