77 Prozent der neu niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten würden sich erneut für Niederlassung entscheiden // Professionelle Autonomie und Work-Life-Balance zentrale Motive für Existenzgründung // Angestellten-Befragung bis 30. April 2025 verlängert
77 Prozent der neu niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten würden sich erneut für eine Niederlassung entscheiden. Als besonders positive Aspekte der Niederlassung werden vor allem die berufliche Autonomie und Therapiefreiheit, eine gute Planbarkeit der eigenen Arbeitszeiten sowie die von Patientinnen und Patienten entgegengebrachte Wertschätzung genannt. Überdurchschnittlich häufig unzufrieden waren die Neu-Niedergelassenen hingegen mit der hohen administrativen Belastung durch praxisferne Tätigkeiten. Zudem sind der dem damit einhergehende zeitliche Mangel für die eigentliche Patientenversorgung sowie die hohe körperliche und psychische Beanspruchung als negative Begleiterscheinungen der Niederlassung bewertet worden. Auch der Aufwand für Digitalisierung sowie das hohe finanzielle Risiko der Freiberuflichkeit sind als ausgeprägte Vorbehalte gegenüber der Niederlassung genannt worden. Etwa 64 Prozent der Befragten nutzten die Niederlassungsberatung durch die Kassenärztlichen Vereinigungen und bewerteten diese als hilfreich.
Das sind zentrale Ergebnisse der Befragungsstudie „Ärztliche und psychotherapeutische Karrierewahl und Existenzgründungsentscheidungen (KWEX)“, die das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) heute veröffentlicht hat. Zielgruppe der Befragung waren alle Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, die sich im Jahr 2023 neu niedergelassen haben. Insgesamt nahmen 1.491 Neu-Niedergelassene zwischen Mai und Juli 2024 an der Befragung teil. Der Ergebnisbericht enthält quantitative Ergebnisse auf Grundlage jener 1.424 Fälle, für die ein statistisches Gewichtungsverfahren umgesetzt werden konnte.
Mit der KWEX-Niedergelassenenbefragung habe das Zi den Grundstein für eine langfristige Erhebung gelegt, die die ärztlichen und psychotherapeutischen Karriereentscheidungen sowie die Bedingungen der Niederlassung detailliert beleuchtet, so der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried. „Entgegen der landläufigen Meinung, für den ärztlichen Nachwuchs käme nur noch ein Anstellungsverhältnis infrage, zeigt unsere Befragung: Das Modell der selbständigen Niederlassung kann auch weiterhin erfolgreich sein. Das ist eine wichtige Botschaft für alle, die sich für den Erhalt der Praxen als Fundament unseres Versorgungssystems einsetzen. Zwar lasten auch bedrückende Bedingungen auf der ambulanten ärztlichen und psychotherapeutischen Versorgung: Neben einem deutlichen Mangel an qualifiziertem Fachpersonal sehen wir oftmals eine fehlende Anerkennung der Leistungen der Praxisteams durch die Politik. Unnötige Bürokratie und nicht ausgereifte Digitalisierungsmaßnahmen kosten zu viele Ressourcen. Trotz langer Arbeitstage bleibt oft wenig Zeit für die hilfesuchenden Menschen. Dennoch wird der Arztberuf zumeist als sehr sinnstiftend empfunden. Er ist kein Job wie jeder andere: Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeutenbegleiten die Patienten und Patientinnen oft durch herausfordernde Lebenslagen. Sie sind dabei im Rahmen einer Niederlassung auch selbst stärker persönlich gefordert als etwa in einer Anstellung im Krankenhaus. Da ein allein auf Anstellungsverhältnissen basierendes Versorgungsystem viel aufwändiger und ineffizienter wäre, gilt es jetzt, die Erfolgsfaktoren für die Niederlassung zu stärken“, so von Stillfried weiter.
Mit den Studienergebnissen möchte das Zi Herausforderungen bei der Niederlassung identifizieren und Empfehlungen ableiten, wie die Kassenärztlichen Vereinigungen die Karrierewege der Niedergelassenen bestmöglich unterstützen können. Die nächste KWEX-Befragung richtet sich an angestellte Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten. Das Zi hat daher seit Ende Januar 2025 etwa 55.000 ärztliche und psychotherapeutische Angestellte zur Teilnahme an einer Online-Befragung eingeladen. Angesichts der guten Resonanz mit bereits über 3.000 Teilnehmenden hat das Zi den Befragungszeitraum zwischenzeitlich bis zum 30. April 2025 verlängert (www.kwex-studie.de).
Die Medieninformation zum Download.