Remote Patient Monitoring kommt in COVID-19-Pandemie besondere Bedeutung zu
Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) hat heute eine wissenschaftliche Studie zum digitalen Monitoring von Infektpatienten in der ambulanten Versorgung gestartet. Ziel der auf drei Monate angelegten Praxisstudie ist es, einen Beitrag zur Entwicklung und Nutzung digitaler Tools zu leisten, mit der die Ansteckungsrisiken für Patientinnen und Patienten sowie für ärztliches und nichtärztliches Personal reduziert werden können. Besondere Bedeutung gewinnt die Studie vor dem Hintergrund des durch die COVID-19-Pandemie überlagerten saisonalen Anstiegs von Atemwegsinfekten im Herbst/Winter und einer zu erwartenden Influenzawelle im kommenden Frühjahr.
„Hierbei wird den niedergelassenen Haus- und Fachärzten erneut eine zentrale Rolle als Schutzwall zukommen, der die Kliniken vor einer möglichen Überlastung schützt und die Ansteckungsgefahr reduziert. Infektpatienten sollten zur Unterbrechung von Infektionsketten den Kontakt zu Menschen außerhalb ihres Haushalts meiden. Deshalb wollen wir prüfen, inwieweit telemedizinische Home-Monitoring-Lösungen geeignet sind, Infektpatienten in ihrer Häuslichkeit zu behandeln und deren Besuche in Arztpraxen und Kliniken soweit möglich zu vermeiden“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.
Remote Patient Monitoring (RPM) bietet zudem die Chance, digital erfasste Infekt-Daten in anonymisierter Form zusammenzuführen, um in Echtzeit Einblicke in die Verläufe und das ambulante Versorgungsgeschehen von Infekten zu erhalten. So kann durch die Kassenärztlichen Vereinigungen und die zuständigen Behörden frühzeitig und zielgerichtet auf Infektionswellen reagiert werden. Das Zi wird bis zu drei digitale RPM-Lösungen miteinander und mit der bisher praktizierten Versorgung von Infektpatienten vergleichen. Hersteller von RPM-Lösungen können sich direkt beim Zi um die Teilnahme bewerben. Grundlage ist eine im EU-Amtsblatt veröffentlichte Wettbewerbsbekanntmachung. Weiterhin wird das Zi gemeinsam mit sieben Kassenärztlichen Vereinigungen (Nordrhein, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Bayern, Baden-Württemberg, Berlin und Sachsen) in Kürze Praxen zur Teilnahme einladen. Gesucht werden mindestens 120 Praxen mit jeweils einer mindestens etwa durchschnittlichen Patientenzahl je Quartal.
Im Ergebnis soll die Studie die Definition von Anforderungen ermöglichen, die ein erfolgreich umsetzbares Monitoring-Verfahren erfüllen muss. Ferner sollen positive Versorgungseffekte validiert und Korrektur- bzw. Ergänzungsbedarf an bereits existierenden technischen Lösungen beschrieben werden. Auf dieser Grundlage könnten die Kassenärztlichen Vereinigungen über etwaige partnerschaftliche Weiterentwicklungen oder Empfehlungen verordnungsfähiger digitaler Gesundheitsanwendungen (DiGAs) entscheiden, um eine breitere Nutzung zu unterstützen.
Zum Remote Patient Monitoring (RPM):
RPM-Tools sind nach dem Verständnis des Zi digitale Werkzeuge, die ein effizientes und sichereres Patientenmanagement im Rahmen einer Fernbehandlung unterstützen. Sie sollen es dem behandelnden Arzt ermöglichen, die bei Akuterkrankungen gebotene höhere Informationsdichte relevanter Parameter und Informationen in kürzerer Zeit zu erfassen und zu befunden, als es bei einem Praxisbesuch des Patienten oder reinem Anruf des Arztes möglich wäre. Sie ermöglichen zudem eine kontinuierliche Erfassung von Parametern, wie etwa der Körpertemperatur und machen die zeitliche Entwicklung im Zustand des Patienten sichtbar. RPM-Tools sollen ferner dem Patienten ein Feedback geben, dass übermittelte Informationen durch das Praxisteam gesichtet wurden, so dass er sich sicher betreut fühlen kann. RPM-Tools ersetzen somit keine Arzt-Patienten-Kontakte, sondern dienen der Unterstützung der ärztlichen Behandlung.
Die Presseinformation zum Download
Weitere Informationen:
https://www.zi.de/fileadmin/images/content/Studien/Bewerbungsformular_RPM.pdf