Datenauswertung über die Patientenservice-Nummer 116117 bildet ambulante Akut- und Notfälle nahezu in Echtzeit ab // „Neues Informationssystem Quantensprung für die Versorgungsforschung“
Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) stellt ab sofort unter https://smed.ziapp.de bundesweit aggregierte Auswertungen der medizinischen Ersteinschätzungen bereit, die über die Patientenservice-Nummer 116117 ausgeführt worden sind. Damit stehen erstmals deutschlandweit Informationen zu den Symptomen für die Inanspruchnahme der Akut- und Notfallversorgung in monatlicher und wöchentlicher Auflösung öffentlich zur Verfügung. Für das 1. Quartal 2022 können die Daten zunächst nur mit einer mehrwöchigen Verzögerung abgebildet werden. Ab Mai 2022 ist die Umstellung auf eine tägliche Aktualisierung der Daten geplant.
Das Informationssystem bietet einen transparenten Einblick, bei welchen akuten Gesundheitsbeschwerden und von welchen Altersgruppen die bundeseinheitliche Rufnummer des Patientenservice kontaktiert wird. 2021 sind 1.219.447 Anrufende bei der 116117 mit der Strukturierten medizinischen Ersteinschätzung in Deutschland (SmED) ersteingeschätzt worden. Im Durchschnitt dauerte die telefonische Ersteinschätzung 150 Sekunden. In dieser Zeit stellten die Fachpersonen mit Unterstützung der Software SmED durchschnittlich 17,8 Fragen und dokumentierten durchschnittlich 1,5 Beschwerden pro Anrufendem. Im Ergebnis sind 2021 3,1 Prozent der Anrufenden als medizinische Notfälle erkannt worden. Dies zieht in der Regel die sofortige Weitergabe an den Rettungsdienst (Rufnummer 112) nach sich. Aufgrund der am Telefon geschilderten Symptome ist bei der Mehrheit der Anrufenden eine vertragsärztliche Abklärung innerhalb von 24 Stunden als sinnvoll erachtet worden. Lediglich bei 19,5 Prozent der Anrufenden konnte keine dringliche Behandlungsbedürftigkeit festgestellt werden. Eine Zusammenführung mit den Daten der nachfolgenden medizinischen Versorgung ist noch nicht möglich.
„Die strukturierte medizinische Ersteinschätzung unterstützt Fachpersonen dabei, bei der 116117 Anrufende schnell und zuverlässig eine angemessene medizinische Versorgung zu vermitteln. Monatlich finden derzeit rund 130.000 telefonische Einschätzungen statt, Tendenz steigend. Auf dieser Grundlage können wir mit unserem neuen Informationssystem nahezu in Echtzeit Veränderungen bei gesundheitlichen Beschwerden erkennen, wegen der sich die gesetzlich Versicherten an die Rufnummer 116117 wenden. So lassen sich zum Beispiel Rückschlüsse auf das Infektionsgeschehen in Deutschland ziehen. Zudem sind tageszeitliche und saisonale Muster erkennbar. Wir hoffen deshalb, dass diese Daten in Zukunft auch genutzt werden können, um relevante Entwicklungen frühzeitig zu erkennen. Dadurch könnten Einrichtungen der medizinischen Versorgung wirksam vorbereitet werden. Für die Versorgungsforschung, in der bundesweite Daten in der Regel erst nach Monaten und Jahren zur Verfügung stehen, ist dies ein wirklicher Quantensprung“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.
Über SmED
Das Zi stellt den Kassenärztlichen Vereinigungen der Länder zur Unterstützung der Fachpersonen, die Anrufende unter der Servicenummer 116117 bei akuten Anliegen beraten, ein bundesweit einheitliches, standardisiertes medizinisches Ersteinschätzungsverfahren zur Verfügung. Die Software Strukturierte medizinische Ersteinschätzung in Deutschland (SmED) basiert auf einer Entwicklung aus der Schweiz und wurde vom Zi für Deutschland adaptiert. Es wird keine Diagnose gestellt, sondern eine Empfehlung zum Zeitpunkt abgegeben, zu dem eine ärztliche Versorgung stattfinden sollte (sofort, schnellstmöglich, binnen 24 Stunden oder in den nächsten Tagen) und welche Versorgungsebene grundsätzlich angemessen wäre (Rettungsdienst, Notaufnahme, Arztpraxis oder Bereitschaftspraxis).
Das Anfang Dezember gestartete „Patienten-Navi online“, das auf der Website 116117 abrufbar ist, nutzt eine Weiterentwicklung der Software, die von medizinischen Laien zur Selbsteinschätzung genutzt werden kann. Zur Vermittlung eines medizinischen Behandlungsangebots ist weiterhin ein Anruf bei der 116117 empfohlen. In derzeit vier Projektregionen können die Nutzenden des Patienten-Navi online der Fachperson am Telefon über einen PIN Zugang zur selbst angefertigten Ersteinschätzung geben. An einer vollständig digitalen Integration für den bundesweiten Einsatz wird gearbeitet.
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