Disease-Management-Programme (DMP) sind strukturierte Behandlungsprogramme für chronisch kranke Menschen. Patient:innen mit bestimmten chronischen Krankheiten können sich in ein solches Behandlungsprogramm einschreiben lassen. Damit soll eine über Einrichtungsgrenzen hinaus koordinierte Behandlung unterstützt werden, um unnötigen Komplikationen, Krankenhausaufenthalten und Folgeschäden vorzubeugen. Zugleich sollen die eingeschriebenen Patient:innen darin unterstützt werden, aktiv an der Behandlung mitzuwirken. Deshalb sollen auch empfohlene Schulungen von Patient:innen möglichst rasch wahrgenommen werden.
Eine aktuelle Analyse des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) mit Daten der Region Nordrhein zeigt, dass sich die Schulungsquoten im DMP „Koronare Herzkrankheit“ (KHK) im Zeitverlauf deutlich verbessert haben – sowohl hinsichtlich einer Hypertonie- wie einer Diabetes-Schulung. Frauen folgten der Empfehlung für eine Schulung etwas häufiger als Männer. Bemerkenswert ist zudem, dass sich im Jahr 2020 gerade auch die älteren Patient:innen anteilig mindestens so häufig an Schulungen beteiligten wie jüngere Patient:innen. Auch die absolute Beteiligung der ältesten Patient:innen an einer Schulung ist gegenüber dem Jahr 2008 stark angewachsen. Im Jahr 2008 betrug die Zahl der 85-Jährigen und Älteren, die eine Schulung wahrgenommen hatten, 488 (Hypertonie) bzw. 180 (Diabetes mellitus); im Jahr 2020 waren es 2.888 (Hypertonie) bzw. 1.607 (Diabetes mellitus). Insgesamt waren im DMP KHK in Nordrhein 186.599 (2008) bzw. 262.014 (2020) Patient:innen eingeschrieben.
„Diese Ergebnisse zeigen, dass es den Hausärztinnen und Hausärzten gelungen ist, im DMP Koronare Herzkrankheit sogar die ältesten Betreuten zu der angestrebten aktiven Teilnahme zu motivieren. Dieser Erfolg ist vor allem deswegen bedeutsam, weil im Rahmen des neuen DMP für eine chronische Herzinsuffizienz zukünftig vermutlich ähnliche Altersgruppen wie im DMP KHK betreut werden“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.
Bei einer koronaren Herzkrankheit sind die großen Adern verengt, die den Herzmuskel mit Sauerstoff versorgen (Koronararterien oder Herzkranzgefäße). Dies kann bei körperlicher Anstrengung zu Kurzatmigkeit und Brustschmerzen führen. Verschließt sich ein Koronargefäß komplett, kann ein Herzinfarkt die Folge sein. Herzschwäche oder Herzrhythmusstörungen können Folgeerkrankungen einer koronaren Herzkrankheit sein, die sich mit Hilfe verschiedener Behandlungen verringern lassen. Viele Patient:innen mit KHK haben Bluthochdruck (Hypertonie) und Diabetes mellitus.
Das Zi hat die Daten aus dem strukturierten Behandlungsprogramm KHK für die Jahre 2008 und 2020 aus der Region Nordrhein (Regierungsbezirke Köln und Düsseldorf) verglichen. 2008 wurde als Basisjahr gewählt, weil in diesem Jahr einerseits die elektronische DMP-Dokumentation allgemein verpflichtend eingeführt worden ist, andererseits seither DMP-Daten indikationsübergreifend und indikationsspezifisch getrennt erfasst werden.
Bildunterschrift:
Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi):
Prozentualer Anteil der nach Empfehlung wahrgenommenen Hypertonie- und Diabestes-Schulungen im Rahmen des DMP „Koronare Herzkrankheit“ im Bereich der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (2008 und 2020 im Vergleich, unterschieden nach Geschlecht)
Datenbasis:
DMP-Dokumentationsdaten Nordrhein 2008 vs. 2020 (DMP KHK; gefiltert auf Fälle mit wenigstens einer Folgeuntersuchung aus einem der beiden Jahre)