2021 ist in Deutschland bei 325.000 gesetzlich versicherten Patient:innen eine Lyme-Borreliose diagnostiziert worden. Das entspricht der Einwohnerzahl einer deutschen Großstadt wie Münster oder Bonn. Die zeckenübertragene Infektion kommt bundesweit vor – regional bestehen aber deutliche Unterschiede beim Risiko, sich mit der Lyme-Borreliose zu infizieren. In den aktuell vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) ausgewerteten kassenärztlichen Abrechnungsdaten zeigten sich die höchsten Diagnoseprävalenzen in Ostdeutschland und Bayern. So variiert die Diagnosehäufigkeit zwischen 232 in Hamburg und 839 je 100.000 Versicherten in Sachsen. Die höchsten Werte sind außerdem in den ostdeutschen Bundesländern Thüringen (727), Brandenburg (624) und Sachsen-Anhalt (597) sowie in Bayern (590) zu beobachten. Mit einer Diagnosehäufigkeit von 442 Mitgliedern der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) pro 100.000 Versicherten zeigen die vertragsärztlichen Abrechnungsdaten im Vergleich zum Vorjahr bundesweit einen leichten Rückgang um 3 Prozent (458 je 100.000 im Jahr 2020). Die Werte gaben in Bayern mit -8 Prozent am stärksten nach, gefolgt von Westfalen-Lippe (-6,7 Prozent), Rheinland-Pfalz (-6,2 Prozent) und Saarland (-6,0 Prozent). Die höchsten Zunahmen in der Diagnosehäufigkeit sind in Sachsen-Anhalt (+7,5 Prozent), Mecklenburg-Vorpommern (+7,1 Prozent) und Schleswig-Holstein (+5,5 Prozent) zu verzeichnen.
Die Lyme-Borreliose ist die häufigste durch Zecken übertragbare Infektionskrankheit in Europa. Verursacht wird die Krankheit durch Bakterien des Genus Borrelia. Mäuse und Vögel sind das Haupterregerreservoir. Übertragen wird der Erreger in Europa durch den Stich der Zecke Ixodes ricinus. Die Krankheit kann verschiedene Organsysteme betreffen, insbesondere die Haut, das Nervensystem und die Gelenke. Die klinischen Manifestationsformen der Erkrankung variieren zwischen leichten Formen wie Erythema migrans (auch bekannt als Wanderröte) bis hin zu schweren Verläufen wie Meningitis (Hirnhautentzündung). Es ist keine direkte Ansteckung von Mensch zu Mensch möglich. Bisher gibt es keine zugelassene Schutzimpfung in Deutschland.
„Vorbeugender Gesundheitsschutz wird deutlich wichtiger, weil sich Zecken auch in Folge des Klimawandels als Überträger von gefährlichen Krankheitserregern immer weiter ausbreiten. Unsere aktuellen Auswertungen zur Verbreitung der Borreliose in Deutschland bilden eine valide Grundlage für Präventionsmaßnamen, mit denen das Infektionsrisiko reduziert werden kann. Die im Vergleich zu den vorpandemischen Jahren deutlich erhöhten Borreliose-Infektionszahlen könnten möglicherweise eine Folge erhöhter Freizeitaktivitäten im Grünen wegen der Einschränkungen durch die Corona-Maßnahmen sein“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.
Bildunterschrift:
Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi):
Anzahl der GKV-Patient:innen mit einer gesicherten Borreliose-Diagnose je 100.000 gesetzlich Versicherter im Jahr 2021 (prozentuale Veränderung gegenüber dem Vorjahr 2020 sind in den jeweiligen KV-Regionen eingetragen)
Datenbasis:
Vertragsärztliche Abrechnungsdaten 2020-2021