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August 2024

Diabetes mellitus wieder deutlich häufiger diagnostiziert // 2022 fast 510.000 Neudiagnosen // Männer weitaus stärker betroffen als Frauen // „Diabetes-Prävention gegen Bewegungsmangel, unausgewogene Ernährung und Rauchen muss möglichst früh ansetzen“

Nachdem die Zahl der Neuerkrankungen von Diabetes mellitus Typ 2 über viele Jahre rückläufig war, ist seit 2020 wieder ein Anstieg der Inzidenz zu beobachten. Im Jahr 2014 haben knapp 480.000 gesetzlich versicherte Patientinnen und Patienten erstmals die Diagnose Typ-2-Diabetes erhalten. Seitdem ist diese Zahl kontinuierlich abgesunken. Im Corona-Pandemiejahr 2020 sind lediglich 425.000 Neudiagnosen durch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte dokumentiert worden. 2021 und 2022 stieg die Zahl derjenigen, die erstmals diese Diagnose erhielten, hingegen deutlich an. Im Jahr 2022 lag die sie bereits bei fast 510.000. 2014 betrug die altersstandardisierte Inzidenz des Typ-2-Diabetes 0,88 Prozent. Bis 2018 sank dieser Wert auf 0,78 Prozent und wurde nur im Pandemiejahr 2020 mit 0,74 Prozent noch einmal unterschritten. 2021 lag die altersstandardisierte Inzidenz bereits bei 0,83 Prozent und 2022 bei 0,86 Prozent. An Typ-2-Diabetes erkranken Männer deutlich häufiger als Frauen. Differenziert nach Altersgruppen zeigt sich, dass der Rückgang der Diabetes-Inzidenz in den Jahren 2015 bis 2017 vor allem in den Altersgruppen über 50 Jahre ausgeprägt ist, während die Inzidenz in den jüngeren Altersgruppen relativ konstant bleibt. Auch der starke Rückgang der Inzidenz im Jahr 2020 und der darauffolgende Anstieg ist vor allem in den höheren Altersgruppen zu sehen.

Das sind die zentralen Teilergebnisse einer aktuellen Datenauswertung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) zur Prävalenz und Inzidenz des Diabetes mellitus Typ 2 für die Jahre 2011 bis 2023 auf Basis einer Vollerfassung deutschlandweiter vertragsärztlicher Abrechnungsdaten. Die vollständigen (regionalisierten) Ergebnisse wird das Zi nächsten Donnerstag in seinem Versorgungsatlas veröffentlichen.

„Während die Veränderungen der Inzidenzen in den Jahren 2020 und 2021 noch als pandemiebedingte zeitliche Verschiebung der Erstdiagnose interpretiert werden können, zeigen unsere laufenden Datenauswertungen insgesamt eine beunruhigende Entwicklung: Nicht nur bei Diabetes, sondern auch bei anderen chronischen Volkskrankheiten wie etwa der Herzinsuffizienz, deutet sich nach Jahren rückläufiger Neuerkrankungsraten eine Trendumkehr an. Die Daten zeigen insbesondere bei den höheren Altersgruppen eine deutliche Zunahme von Neuerkrankungen. Die Ursachen hierfür müssen noch untersucht werden. Auf eine erneute Trendumkehr muss mit verstärkter Präventionsarbeit hingewirkt werden. Denn die chronischen Erkrankungen gehen nicht nur mit einer hohen Krankheitslast und einem hohen individuellen Leidensdruck einher. Sie verursachen auch enorme gesamtgesellschaftliche Gesundheitskosten, die das Gesundheitssystem, insbesondere auch wegen des rasant fortschreitenden demographischen Wandels, in naher Zukunft an seine Grenzen führen wird. Bei Typ-2-Diabetes sind die Präventionsstrategien bekannt: Neben einer erblichen Veranlagung gelten Übergewicht und Bewegungsmangel als die wichtigsten Verursacher eines Typ-2-Diabetes. Aber auch eine unausgewogene (ballaststoffarme, fett- und zuckerreiche) Ernährung und Rauchen begünstigen die Entstehung von Typ-2-Diabetes. Hier gilt es gerade im Kinder- und Jugendalter gezielt anzusetzen, damit die Erkrankung schon in jungen Jahren eingedämmt werden kann und dann auch im Alter nicht ausbricht“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.

Der Diabetes mellitus („Zuckerkrankheit“), ist eine Stoffwechselstörung, die durch einen erhöhten Blutzuckerspiegel gekennzeichnet ist. Der erhöhte Zuckerspiegel im Blut ist Folge einer verminderten Aufnahme von Glukose in die Körperzellen und einer gesteigerten Synthese von Glukose in der Leber. Ursache hierfür ist entweder ein absoluter Insulinmangel (Typ-1-Diabetes), wenn das für die Stoffwechselvorgänge verantwortliche Hormon Insulin nicht vorhanden ist. Wesentlich häufiger ist der Typ-2-Diabetes. Erkrankte leiden unter einem sogenannten relativen Insulinmangel, wenn Insulin zwar vorhanden ist, aber nicht mehr ausreichend wirkt. Etwa 90 Prozent der Menschen in Deutschland mit Diabetes haben einen Typ-2-Diabetes.

Datengrundlage der Zi-Auswertungen sind die vertragsärztlichen Abrechnungsdaten der Jahre 2011 bis 2023 nach §295 SGB V. Eingeschlossen wurden gesetzlich Krankenversicherte mit mindestens einem abgerechneten ambulanten Arztkontakt im jeweiligen Jahr.
 

Bildunterschrift:
Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi):
Inzidenz des Diabetes mellitus Typ 2 in den Jahren 2014 bis 2022; nach Geschlecht und Altersgruppen differenziert (in Prozent)

Datenbasis:
Vertragsärztliche Abrechnungsdaten 2014-2022
 

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Daniel Wosnitzka

Leiter Stabsstelle Kommunikation / Pressesprecher